Abrechnung mit Airbag
ORBIS und das Implantateregister Deutschland
Prothesenweltmeister Deutschland:
In der Bundesrepublik werden jährlich rund 450.000 Hüft- und Kniegelenkprothesen implantiert. Hinzu kommen etwa 140.000 Stents, rund 130.000 Herzschrittmacher, etwa 75.000 Brustimplantate und etwa 5.000 Cochlea-Implantate. Genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln, und es existiert bislang keine zentrale Erfassung der implantierten Produkte. Das ändert sich nun mit dem Implantateregister Deutschland (IRD), das vom Gesundheitsministerium ins Leben gerufen wurde, um die „Sicherheit, Qualität und medizinische Versorgung von und mit Implantaten zu verbessern“. Die Teilnahme am IRD ist verpflichtend und gesetzlich durch das Implantateregistergesetz (IRegG) geregelt. Nach einem holprigen Start ging das Zentralregister am 1. Juli 2024 für Brustimplantate in den Regelbetrieb über. Am 1. Januar 2025 sollen Knie- und Hüftendoprothesen sowie Aortenklappen folgen.
Dieses Vorhaben hat weitreichende Konsequenzen für Kliniken, die Implantationen durchführen – also für einen Großteil der Krankenhäuser in Deutschland. Wer die gesetzlichen Meldungen an das IRD versäumt, muss mit Sanktionen rechnen. Darüber hinaus können implantatbezogene Leistungen nur dann abgerechnet werden, wenn der § 301-Entlassungsanzeige die Meldebestätigung des IRD beiliegt, die bestätigt, dass ein offiziell gelistetes Produkt verwendet wurde. Kliniken, die den Vorgaben nicht nachkommen, riskieren Vergütungsausfälle und Strafzahlungen. Es ist daher höchste Zeit, eine sichere und effiziente IT-Lösung zu implementieren, die den Verwaltungsaufwand minimiert und das Risiko von Honorar-ausfällen verringert.
„Die Anforderungen des IRD an die KIS-Landschaft sind komplexer, als es auf den ersten Blick scheint“, erklärt Christian Karnatz, Country Product Manager für Deutschland und Experte für Telematik-Infrastruktur bei der Dedalus Healthcare Group in Bonn. „Wir haben daher bereits 2019 mit der Entwicklung für ORBIS begonnen und können heute eine ausgereifte Lösung anbieten, die den Fokus auf Erlössicherung und maximale Entlastung der Anwender legt.“ Das Modul, das die grundsätzliche Infrastruktur für den IRD-Prozess bereitstellt, heißt ORBIS-IMRE. Ergänzt wird es durch Meldeformulare für die einzelnen Implantate-typen sowie durch das Modul ACAP, das auf den Bestand der hauseigenen Materialwirtschaft zugreift. Damit die Datenübergabe an die Meldestelle reibungslos funktioniert, ist natürlich auch eine Anbindung an die Telematik-Infrastruktur erforderlich.
Wenn das ORBIS-System entsprechend eingerichtet ist, profitieren die Anwender von mehreren Vorteilen: Der Erfassungsaufwand in der OP-Dokumentation sinkt, und die Einhaltung der IRD-Vorgaben wird gesichert. Da alle für die OP relevanten Daten (Patientenstammdaten, Implantat-ID) in ORBIS vorliegen, müssen kaum noch Daten manuell in den IRD-Meldebogen übertragen werden. „Im besten Fall ist das bis zu 100 Felder umfassende Formular bereits zu 90 Prozent mit Daten aus dem System vorausgefüllt und muss nur noch ergänzt und abgeschickt werden. Damit ist der OP-Prozess abgeschlossen“, erläutert Karnatz. Der Erlössicherung dient der Abgleich der hauseigenen Materialbestände mit der Produktdatenbank der Registerstelle, den ORBIS ermöglicht. So ist bereits in der OP-Planung im Modul OPAP ersichtlich, ob das gewünschte Implantat bei der Registerstelle gelistet ist und somit später auch abgerechnet werden kann.
Christian Karnatz: „Wir haben großen Wert darauf gelegt, in ORBIS systemseitig eine sichere, IRD-konforme Abrechnung zu ermöglichen.“ Teil dieses „Abrechnungs-Airbags“ in ORBIS ist auch eine automatisierte Prüfung, ob der Entlassanzeige eine Meldebestätigung der Registerstelle beizufügen ist. Fehlt diese, kann das System – auf Wunsch ebenfalls automatisch – die Entlassanzeige blockieren. „Kliniken haben dann bis zu sechs Monate Zeit, um gegebenenfalls mit dem Hersteller eine Nachlistung nicht gelisteter Produkte zu erwirken und so die Abrechnungsfähigkeit sicherzustellen“, so Karnatz weiter.
Fazit: Auch wenn das IRD seinem Zeitplan hinterherhinkt und längst noch nicht alles rund läuft – das Register ist gekommen, um zu bleiben. ORBIS-Anwender sind für die damit verbundenen Herausforderungen gewappnet und profitieren von einem KIS, das Produktivität und Erlöse bei implantatbezogenen Maßnahmen sichert.