Menschen bewegen
Interview mit Stefanie Heinen, Dedalus HealthCare
Dienstagmittag, 12:30 Uhr. In Raum C2.2 des Bonner Headquarters treffen sich fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, einige im Sportoutfit, andere in normaler Kleidung. 30 weitere haben sich aus dem Homeoffice online dazugeschaltet. Die „Bewegte Pause“ steht an, ein Angebot des Betrieblichen Gesundheitsmanagements, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Dehnen, Stretchen, Mobilisations- und leichten Kraftübungen eine halbstündige Auszeit von der Arbeit zu ermöglichen.
Das ist nur eine von vielen Maßnahmen, die Stefanie Heinen, Beauftragte für das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) bei Dedalus HealthCare, initiiert und umgesetzt hat. Was das im Einzelnen ist, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf reagieren und was das Unternehmen mit dem Angebot bezweckt, verrät uns die sportbegeisterte 32-Jährige im Interview.
Wie sind Sie zum betrieblichen Gesundheitsmanagement gekommen, Frau Heinen?
Stefanie Heinen: Mein Weg war eigentlich schon früh vorgezeichnet. Ich habe zunächst Gesundheitsökonomie und anschließend Versorgungswissenschaften an der Universität Köln studiert. Meine Schwerpunkte lagen auf Prävention und Gesundheitsförderung, insbesondere in Organisationen und Unternehmen. 2023 habe ich dann gezielt eine berufliche Weiterbildung im Bereich betriebliches Gesundheitsmanagement absolviert. Parallel dazu habe ich nebenher in der Pflege gearbeitet, lange Zeit in einer Demenz-WG. Diese praktischen Erfahrungen haben mein Verständnis für Gesundheitsthemen weiter geschärft.
Wann und wie sind Sie dann zu Dedalus HealthCare gekommen?
S. Heinen: Im April 2021 bin ich als Process Consultant zu Dedalus HealthCare gekommen. Da habe ich schnell bemerkt, dass enge und gut strukturierte Arbeitsabläufe immer mit einem gesunden Arbeitsumfeld einhergehen. Umgekehrt merke ich im BGM, dass ich immer wieder Prozessthemen habe, die wir anpacken müssen. So kann ich eigentlich das eine sehr gut mit dem anderen verbinden. Im BGM bin ich oft auf einer verhältnispräventiven Ebene unterwegs. Das heißt, wir schauen uns unternehmerische Prozesse und Strukturen an, und auch das geht wieder mit Prozessmanagement einher. In den Aufbau des BGM hier war ich dann von Anfang an aktiv involviert.
Wie ist das BGM organisiert?
S. Heinen: Wir sind sehr interdisziplinär aufgestellt. Wir haben zum einen ein zentrales Gremium: Das ist der BGM-Steuerkreis, der sich einmal pro Quartal trifft und sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Geschäftsführung, der Betriebsseite, der Personalabteilung, dem Arbeitssicherheitsausschuss und externen Partnern zusammensetzt. Dort entscheiden wir über die strategische Ausrichtung und die einzelnen Maßnahmen.
Der feste Kern unseres BGM-Teams besteht aus mir und einem Werkstudenten. Je nach Projekt oder Thema arbeiten wir aber immer mit anderen Kolleginnen und Kollegen zusammen.
Stefanie Heinen, Dedalus
Was sind Ihre konkreten Aufgaben im betrieblichen Gesundheitsmanagement?
S. Heinen: Ich bin Bindeglied und Sprachrohr zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und dem Steuerkreis. Ich berichte an den Steuerkreis über aktuelle Maßnahmen, über deren Umsetzung und über aktuelle Projekte. Ich stelle Ideen vor und koordiniere die Projektgruppen. Es ist eine sehr vielfältige und dynamische Aufgabe, die sowohl strategische als auch operative Elemente beinhaltet.
Wo sehen Sie denn die größten Herausforderungen für das BGM?
S. Heinen: Wir alle sind im Arbeitsalltag stark eingebunden in unsere eigenen Arbeitsabläufe und Aufgaben. Deshalb legen wir großen Wert darauf, dass wir BGM-Angebote möglichst so gestalten, dass sie gut in den individuellen Alltag integrierbar sind. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist eine zielgerichtete Kommunikation. Kommunikation ist sowieso das A und O, nicht nur im BGM, sondern generell im Unternehmen. Unser Anspruch ist immer, darauf zu achten, dass wir unsere Angebote möglichst niederschwellig und klar vermitteln, damit die Mitarbeiterinnen und der Mitarbeiter weiß: Warum machen wir das? Was ist mein eigener Nutzen? Ganz entscheidend ist auch das unbedingte Commitment der Führungskräfte. Gesundheitsförderung muss vorgelebt werden, das ist immens wichtig.
Was bedeutet Gesundheit für Sie persönlich?
S. Heinen: Für mich ist Gesundheit mehr als nur, nicht krank zu sein. Es geht um körperliche, psychische und soziale Gesundheit. Zahlreiche Faktoren beeinflussen sie: Ernährung, Bewegung, Erholung, soziale Kontakte und die berufliche Situation. Gerade das berufliche Wohlbefinden spielt eine zentrale Rolle, weil wir viel Zeit bei der Arbeit verbringen. Wichtig ist eine Balance zwischen Leistung und Erholung, ein sinnstiftender Job, ein respektvolles Miteinander und die Möglichkeit mitzugestalten.
Welche Ziele verfolgt Dedalus HealthCare mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement?
S. Heinen: Unser oberstes Ziel ist es, die Gesundheit, aber auch die Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig zu fördern und zu stärken. Gleichzeitig erhoffen wir uns dadurch natürlich auch einen nachhaltigen Beitrag zum Unternehmenserfolg durch gesunde, leistungsstarke und motivierte Kolleginnen und Kollegen. Wir wollen verschiedene Lebensphasen, verschiedene Arbeitssituationen, aber auch unterschiedlichste Bedürfnisse berücksichtigen und ein Arbeitsumfeld schaffen, das gesundes Arbeiten ermöglicht. Eigenverantwortung ist das eine, aber ich brauche auch ein Umfeld, das es mir möglich macht, mich darin gesund zu entfalten.
Wie entstehen die Programme?
S. Heinen: Wir wollen ein bedarfsorientiertes BGM machen. Das heißt, wir schauen durch Mitarbeiterbefragungen, durch aktuelle Gesundheitsberichte, durch Fehlzeitanalysen, aber auch durch Rückmeldungen aus dem Steuerkreis, aus den einzelnen Abteilungen oder durch direktes Mitarbeiterfeedback immer, wo wir aktuelle Bedürfnisse haben, wo aktuelle Herausforderungen liegen und wo wir gezielt unterstützen können. Dann fragen wir uns, welche Maßnahmen wir ableiten müssen, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern damit am Ende gezielt zu helfen.
Können Sie ein paar konkrete Maßnahmen nennen?
S. Heinen: Wir haben zum Beispiel letztes Jahr im September einen kompletten Gesundheitsmonat zum Thema Technostress durchgeführt. Dabei ging es um den gesunden Umgang mit digitalen Medien und darum, was die ständige Verfügbarkeit oder das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, das Multitasking und die Informationsflut letztendlich mit uns machen. Wir haben dann vier Wochen lang über 30 Workshops angeboten, um praktische Strategien zur Stressbewältigung zu vermitteln.
Bewegungsförderung spielt eine zentrale Rolle. Wir arbeiten nun mal in einer Branche, in der wir überwiegend sitzen. Was das mit der Psyche als auch mit der körperlichen Gesundheit macht, wissen wir. Deshalb versuchen wir, aktiv gegenzusteuern. Ein Beispiel dafür ist die Bewegte Pause, die wir Anfang dieses Jahres eingeführt haben. Außerdem organisieren wir jedes Jahr mehrere Firmenläufe.
Wir haben ein Employee-Assistance-Programm etabliert, bei dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kostenlosen Zugang zu psychosozialer Beratung haben. Wir haben betriebspsychologische Betreuung mit einer ausgebildeten Psychotherapeutin. Auch das kann kostenlos in Anspruch genommen werden. Gerade sind wir dabei, ein Konzept für Supervision innerhalb von Teams zu schreiben.
Außerdem arbeiten wir an Meeting-Guidelines, um klare Rahmenbedingungen zu schaffen, die helfen, dass man durch die vielen Meetings nicht überlastet wird. Wir wollen generell Regeln etablieren, um Meetings effizienter, strukturierter, aber auch gesünder zu gestalten.
Dann haben wir noch das Work-Life-Portal. Das ist eine Gesundheits-App, mit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Zugriff auf über 3.000 Coaching-Videos haben, etwa zu Themen wie Resilienz, gesunde Führung, Bewegung und Ernährung.
Wie messen Sie den Erfolg des BGM?
S. Heinen: Zum einen quantitativ, also indem wir uns Kennzahlen wie Fehlzeiten, Krankheitsreporte, Teilnahmequoten an den Veranstaltungen oder Nutzungszahlen der Maßnahmen anschauen. Wir legen aber auch großen Wert auf qualitative Rückmeldung, das heißt regelmäßiges Einholen von Mitarbeiterfeedback, das enorm wichtig ist. Deshalb machen wir auch stetig Mitarbeiterbefragungen oder führen Evaluationen durch. In einer größeren Mitarbeiterbefragung, die wir durchgeführt haben, haben wir zum Beispiel Anfang des Jahres Audits mit den einzelnen Teams durchgeführt, um zu erfahren, ob die Maßnahmen, die wir damals auf Basis der Mitarbeiterbefragung abgeleitet haben, nach wie vor umsetzbar sind oder angepasst werden müssen.
Was wünschen Sie sich für die Gesundheitskultur im Unternehmen?
S. Heinen: Dass man gern zur Arbeit kommt – ob im Homeoffice oder im Büro. Gesundheit ist aber keine Aufgabe nur des BGM, da tragen alle Verantwortung. Ich wünsche mir eine Arbeitskultur, in der wir offen über Herausforderungen sprechen können – ohne Angst vor Stigmatisierung. Eine Kultur, die im Alltag spürbar gelebt wird und von Wertschätzung, sozialem Miteinander und echtem Interesse an der Gesundheit des anderen geprägt ist.
Vielen Dank für die inspirierenden Einblicke, Frau Heinen.
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