Der Macher hinter dem Hype
Radiologe, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender eines Universitätsklinikums, CEO bei einem Laborbetreiber, Vice President für die globale Technologie- und Produktentwicklung eines weltweit tätigen Medizintechnikunternehmens – die berufliche Vita von Prof. Dr. Jörg F. Debatin ist facettenreich und prädestiniert ihn gleichsam für seine neue Aufgabe im health innovation hub (hih) des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG).
Was macht den hih aus?
Prof. J. Debatin: Wir dienen keinem Selbstzweck, sondern orientieren uns an der Agenda des BMG. Wir sind frei in unserem Denken und Handeln, müssen allerdings Vorgaben, etwa dem DigitaleVersorgung Gesetz (DVG), folgen. Unsere großen Themen sind die elektronische Patientenakte mit all ihren Facetten und der Fast Track für Digitale Anwendungen, also deren schneller Einsatz in der Regelversorgung und somit in der Vergütung. Das setzt voraus, dass wir alle Leistungserbringer vom Apotheker über den Arzt und die Pflegekraft bis zum Physiotherapeuten einbinden. Wir verstehen uns gewissermaßen als Brückenkopf zwischen Politik und praktischer Umsetzung. Unsere Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass neue Technologien auch wirklich Nutzen entfalten und dieser für die Menschen erlebbar wird.
Ist die zunehmende Digitalisierung eigentlich Chance oder Risiko für Gesundheitseinrichtungen?
Prof. J. Debatin: Unbedingt eine Chance! Aus eigener Erfahrung im Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf kann ich sagen, dass der Weg der Digitalisierung zwar beschwerlich war, ihn aber heute niemand mehr umkehren will – weder die Leistungserbringer noch die Patienten. Warum? Weil der Nutzen hinsichtlich medizinischer Qualität und Effizienz so groß ist. Es macht einem Arzt doch Spaß, zu wissen, dass er schneller und besser helfen kann, weil er auf Knopfdruck über alle relevanten Informationen verfügt. Und für den Patienten ist es ein gutes Gefühl, dass wichtige Daten nicht mehr verloren gehen.
Übertragen auf die Patientenakten setzt das aber voraus, dass nicht nur die Krankenhäuser, sondern auch niedergelassene Ärzte mitarbeiten.
Prof. J. Debatin: Genau, sie spielen sogar die entscheidende Rolle. Schließlich ist es an den Hausärzten, den so wichtigen Notfalldatensatz anzulegen. Hinzu kommt, dass sie viel näher am Patienten sind als eine Klinik. Sie gilt es, vom Nutzen für alle Beteiligten inklusive sie selbst zu überzeugen.
Wann würden Sie sagen, dass Ihre Arbeit erfolgreich war?
Prof. J. Debatin: Wenn die elektronische Patientenakte von den Menschen und ihren Ärzten genutzt wird. Das ist ein ganz wichtiger Meilenstein. Dann müssen 30 Apps verschreibbar sein und über eine gewisse Verbreitung verfügen. Wenn das selbstverständlich ist, haben wir unseren Job gemacht.
Wie sieht das Gesundheitswesen in Deutschland 2025 aus?
Prof. J. Debatin: Wir werden eine elektronische Patientenakte haben und eine Digitalisierungsstruktur, die die Heterogenität der Leistungserbringer und der Versicherten wahrt. Das ist dann weltweit einmalig. Gelingt es uns, einen Rahmen zu finden, um diese Innovationskraft hier auch umsetzbar zu machen, dann haben wir meines Erachtens neben einer besseren Gesundheitsversorgung auch einen Riesenbeitrag geleistet, um Deutschland innovativ und zukunftsfähig zu machen.
Die Fragen machen nur einen kleinen Teil des Interviews aus. Laden Sie den gesamten Text im Download herunter.