IS-H einfach ablösen
Adunatio bietet standardisiertes Vorgehen, von dem alle profitieren
Die Abkündigung von IS-H durch SAP zum Jahr 2027 und der damit verbundene Systemwechsel werden deutsche Gesundheitseinrichtungen noch lange beschäftigen. Die Suche nach Alternativen hat bereits begonnen, und die DSAG hat einen ersten Orientierungsmarathon organisiert. Dieter Nels von Dedalus HealthCare DACH und Peter Rau, Senior Key Account Manager für Universitätskliniken, erläutern im Interview, was betroffene Kliniken beachten sollten.
Welche Herausforderungen bringt eine IS-H-Ablösung generell mit sich?
Peter Rau: Die Herausforderungen sind vielfältig und abhängig von der jeweiligen Digital- und IT-Strategie einer Einrichtung. Dabei gibt es verschiedene Migrationsoptionen für IS-H-Nutzer, die gut überlegt sein wollen, da sie weitreichende Auswirkungen haben.
Welche Migrationsoptionen sind das?
P. Rau: Das hängt von der Einrichtung ab. Einrichtungen, die nur IS-H-Komponenten für Abrechnungen verwenden, können Tools nutzen, die dem Original nachempfunden sind und eine 1:1-Migration anbieten. Der Nachteil dabei ist, dass lediglich Abrechnungsdaten mit geringem klinischem Kontext verarbeitet werden, was für viele Einrichtungen nicht in Frage kommt. Für diese sind die strategischen Lösungen der Anbieter entscheidend, egal ob Best-of-Breed, ganzheitlich, modular oder serviceorientiert.
Dedalus HealthCare verfolgt auch bei der IS-H-Ablösung den holistischen Ansatz?
Dieter Nels: Genau. Wir sind in der Lage, alle betriebenen IS-H-Komponenten mit unseren Lösungen zu betreiben. Selbstverständlich kann die Umstellung schrittweise erfolgen.
Warum ist diese Strategie die beste?
D. Nels: Wir profitieren davon, dass keine Schnittstellen eingerichtet werden müssen und dass wir den bereits erwähnten klinischen Kontext vollständig integrieren. Dadurch können wichtige medizinische Informationen wie Beatmungsdaten aus dem Patientendatenmanagementsystem sicher und verlustfrei ins Abrechnungssystem übernommen werden. Es ermöglicht auch eine optimale Fallführung ausgerichtet an den gesetzlichen Anforderungen. Im Ergebnis führt das zu weniger Doppeldokumentation und einer verlässlichen Kommunikation hinsichtlich DRG-Dokumentation und MDK-Verfahren, die ein optimiertes Zusammenspiel zwischen klinischem und administrativem Bereich voraussetzen – und damit eine bruchfreie Kommunikation der abrechnungsrelevanten Daten samt aller medizinisch notwendigen Informationen. Schnittstellen sind sehr begrenzt in dem, was sie können.
Wie bereiten Sie sich auf die IS-H-Ablösung vor?
P. Rau: Als erfahrener Partner stehen wir den Kunden mit Implementierungsspezialisten zur Seite, die über umfangreiche Erfahrungen in der Begleitung von Migrationen verfügen. Diese Spezialisten bringen Best Practices und Standards mit, die den Übergang erleichtern. In enger Zusammenarbeit mit den Kunden analysieren sie die bestehenden Workflows, Schnittstellen und Auswertungen und erstellen auf dieser Basis einen realistischen Plan für den Abschied von IS-H, der auch andere kritische Projekte wie die S/4HANA-Migration berücksichtigt. Wir haben bereits Häuser auf die ERP-Lösung umgestellt und verfügen über entsprechende Schnittstellen, um die in ORBIS produzierten Abrechnungsdaten nahtlos an die Finanzbuchhaltung zu übergeben.
Welche Best Practices bringen Ihre Migrationsspezialisten mit?
D. Nels: Zehn Universitätskliniken in Deutschland arbeiten mit ORBIS, das System ist im Abrechnungsbereich massendatenerprobt. Beispiele sind das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sowie die Universitätskliniken Augsburg und Münster. Aktuell lösen wir IS-H im Klinikum Nürnberg mit über 2.200 Betten ab.
Warum ist ORBIS der optimale Nachfolger für IS-H?
D. Nels: ORBIS stellt eine integrierte und bewährte Patientenverwaltung, die durch die Implementierung der neuen U-Technologie sowie die Vorbereitung zur möglichen Verlagerung des kompletten Krankenhaus-Informationssystems in die Cloud neue Maßstäbe in Bezug auf Nutzerfreundlichkeit und Workflow-Unterstützung in allen Arbeitsbereichen setzt. Seit rund 30 Jahren erfüllen wir mit ORBIS zuverlässig die Anforderungen von Gesundheitseinrichtungen unterschiedlichster Größe. Ein erfahrenes Team aus IT-Experten und Klinikfachleuten sorgt gemeinsam mit einem der größten Entwicklerteams der Branche für eine praxisnahe Weiterentwicklung und Anpassung an gesetzliche Vorgaben. Der holistische Ansatz von ORBIS stellt eine umfassende Lösung dar, die alle Aspekte des Krankenhausbetriebs abdeckt und sich von einem Best-of-Breed-Ansatz, der spezialisierte Systeme kombiniert, durch eine einheitliche Plattform ohne Schnittstellen abhebt.
Was verbirgt sich hinter dem Projekt Adunatio?
P. Rau: Adunatio ist unsere Antwort auf die steigende Nachfrage seitens der Kunden nach einer standardisierten Systemeinführung. Wir wollen damit den häufig vorherrschenden Mangel an qualifizierten Ressourcen auffangen.
D. Nels: Durch den hohen Grad der Individualisierung stoßen viele Einrichtungen an ihre Grenzen. Mithilfe eines ORBIS-Standards auf qualitativ hohem Niveau reduzieren wir den Einführungsaufwand bei neuen Projekten und verbessern Wartung und Aktualisierung der Systeme. Zudem drängen die Kliniken vermehrt nach Standardvorgehen, weil sie personell, zeitlich und finanziell ressourcenschonend sind. Das haben wir im Kantonsspital Aargau und im Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach bereits unter Beweis gestellt.
Was unterscheidet das Projekt vom bekannten Blueprint-Verfahren?
P. Rau: Blueprints haben wir individuell für einen Träger – beispielsweise die Johanniter – konzipiert und nur dort umgesetzt, während Adunatio universell einsetzbar ist, zunächst im Rahmen der Ablösung von IS-H. Wir nehmen einen Blueprint, passen ihn an die höchsten Anforderungen an und können ihn dann für Häuser mit geringeren Bedürfnissen reduzieren. Angesichts der Vielzahl an Transformationen und Anforderungen in den kommenden Jahren ist nur ein standardisiertes Einführungsmodell zeitgerecht umsetzbar.
Wie gehen Sie bei Adunatio vor?
P. Rau: Zuerst geht es um die Standardisierung der Konfiguration von ORBIS, damit wir eine einheitliche Basis für alle Systeme schaffen.
Danach standardisieren wir das Einführungsvorgehen, um eine konsistente Implementierung zu gewährleisten. Dazu gehören die Modernisierung der Unterlagen, elektronische Fragebögen, die eine effiziente Datenerfassung ermöglichen, Erklärformate und Videos zur verständlichen Vermittlung komplexer Inhalte sowie Trainingssessions für die gezielte Schulung der Anwender. Zur Qualitätssicherung unterziehen wir das Programm einem kontinuierlichen Reviewprozess, um das Projekt stetig zu verbessern und an neue Erkenntnisse und Entwicklungen anzupassen.
Wo liegt der Mehrwert von Adunatio für die Kunden?
D. Nels: Die Kliniken erhalten ein erprobtes, umfassend getestetes und besser zu wartendes System. Die nahezu identische Konfiguration über verschiedene Kunden hinweg bedeutet, dass Personalwechsel nur minimal in andere Systemkonfigurationen eingearbeitet werden müssen. Kunden profitieren von einer optimalen Konfiguration mit optimalen Prozessen, anstatt das System nach eigenen Vorstellungen anzupassen. Zudem wird weniger interner Ressourcenaufwand für das Projektmanagement benötigt.
Welche Potenziale bietet Adunatio bei IS-H-Ablösungen?
P. Rau: Ganz klar eine beschleunigte Einführung von ORBIS durch standardisierte Prozesse und die Eliminierung unnötiger Arbeiten, was zu einer Reduzierung der Kosten führt.
Im Rahmen von Adunatio haben sich auch Service und Support neu aufgestellt. Wie macht sich das bemerkbar?
D. Nels: Die Neuaufstellung des Service und Supports durch Adunatio zeichnet sich durch eine Fokussierung auf die Definition von Standards aus, die auf einem 30-jährigen Beratungs-Know-how anstatt auf individueller Konfiguration basieren. Das ermöglicht eine effektivere Nutzung der Ressourcen erfahrener Kollegen und die frühere Integration neuer Mitarbeiter in den Prozess, sowohl bei Dedalus als auch beim Kunden.
Welche Effekte versprechen Sie sich davon?
D. Nels: Von einer standardisierten ORBIS-Einführung profitieren unsere Kunden genauso wie wir. Zuerst sind eine reibungslosere Projektabwicklung und eine erhöhte Arbeitszufriedenheit zu nennen. Darüber hinaus ermöglicht die effektive Nutzung der Erfahrungen und des Wissens eine schnelle und gute Integration neuer Mitarbeiter, was den Gesamtprozess weiter optimiert. Mit der neuen Servicestruktur bei IS-H-Ablösungen gewährleisten wir eine vereinfachte Installation und Konfiguration des Systems, was nicht nur die Wahrscheinlichkeit von Fehlern reduziert, sondern auch die Zeit bis zum Go-live minimiert. Zudem stellen wir optimierte Migrationsoptionen bereit, die die Einführung neuer ORBIS-U-Produkte unterstützen. In der Folge können diese Effekte zu einer signifikanten Steigerung der Effizienz und Qualität der Krankenhausabläufe beitragen.
Interview: Ralf Buchholz