Der aktive Patient
Paradigmenwandel im „Continuum of Care“ – von Dr. Michael Dahlweid
Wir sind als Dedalus in über vierzig Ländern mit unseren digitalen Lösungen für das Gesundheitswesen vertreten. Unabhängig von den individuellen Besonderheiten der einzelnen Gesundheitssysteme lässt sich aus unserer Sicht ein massiver Wandel der jeweiligen Ökosysteme konstatieren. Neben allgemein bekannten Faktoren, wie der alternden Bevölkerung, der zunehmenden Häufigkeit chronischer Krankheiten und einer Überlastung und Ausdünnung der versorgenden Pflegenden und Ärzte, sehen wir immer mehr aktive, vernetzte und engagierte Patienten.
Dr. Michael Dahlweid
Das Gesundheitswesen ist unter Druck
Die Corona-Pandemie hat sich dramatisch auf jeden Aspekt unseres Lebens ausgewirkt: von Arbeitsmethoden bis hin zum Privat- und Familienleben. Im Gesundheitsbereich wurden die systemimmanenten Schwächen der Gesundheitsversorgung überdeutlich sichtbar: Sektorale Isolation, manuelle Aufwände, um Patientendaten zu vernetzen, nicht existente Interaktionen zwischen Leistungserbringern im Gesundheits- und im Sozialbereich, um nur einige zu nennen. All dies geht zu Lasten der Angehörigen der Gesundheitsberufe durch exponentiell höhere manuelle Aufwände, und führt zu nachweislichen Minderversorgungen von Patienten.
Das Gesicht des Patienten im Wandel
Viele Patienten werden zu engagierten, aktiven Mitgestaltern ihrer eigenen Versorgung und weigern sich, einfach „in den Mittelpunkt eines Systems“ gestellt zu werden, welches sie nur als passive Subjekte sieht. Es ist bewiesen, dass ein informierter, aktiver Patient bessere klinische Ergebnisse erzielt, und dass das Engagement der Patienten insgesamt die Erbringung von Dienstleistungen und die Steuerung des Gesundheitswesens verbessern und zur Senkung der Gesundheitskosten beitragen kann.
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Das Continuum of Care
Um Patienten heute und in Zukunft besser betreuen und unterstützen zu können, müssen die Gesundheitsdienstleister sie frühzeitig einbeziehen.
- Schwerpunkt auf Prävention und Prähabilitation: Im Gegensatz zur eher passiven, patientenzentrierten Pflege bedeutet dies, dass die Menschen mit Informationen über eine gesunde Lebensweise, Ernährung, Wellbeing, sowie über Möglichkeiten der Krankheitsvermeidung etc. ausgestattet werden, sowie bei zum Beispiel elektiven Maßnahmen sich schon vor der therapeutischen Intervention prähabilitativ vorbereiten.
- Fokus auf Früherkennung: Das aktive Einfordern seitens der Patienten, um z. B. an Screening- und ähnlichen Programmen teilzunehmen, wird den Verlauf der Behandlung von Krankheiten wie Krebs ändern, und zu einem besseren Ergebnis für Patienten und geringeren Kosten für das Gesundheitssystem führen.
- Vernetzte Diagnostik: Dank verbesserter Tests in der Pathologie und Radiologie sowie Fortschritten in der Genomik und anderen „-omics“ ist die Frühdiagnose heute einfacher geworden, so dass die Patienten früher mit einer auf den Einzelnen zugeschnittenen Präzisionsmedizin behandelt werden können, die auf der vorhergesagten Reaktion und dem Risiko basiert. Dies wiederum verlangt nach einer aktiven Patientenrolle.
- Aktive Entscheidung: Die Behandlung des Patienten verlangt eine sorgfältige Abwägung der Behandlungsmöglichkeiten – ob medikamentös, radio-therapeutisch, chirurgisch, immunologisch, rehabilitativ oder anders. Jede dieser Entscheidungen muss von den Patienten aktiv und engagiert mitgetragen werden, was zu signifikant besseren Ergebnissen für die Patienten führt.
- Rehabilitation: Ein enorm wichtiger Aspekt für alternde Bevölkerungen, um Menschen so lange wie möglich Selbstständigkeit ermöglichen zu können. Je aktiver die Patienten teilnehmen, und je früher und umfangreicher die Maßnahmen eingefordert und durchgeführt werden, je besser sind die Ergebnisse.
- Nachsorgephase: Hierbei geht es um eine enge, häusliche Überwachung mit dem Ziel, akute Episoden bei chronischen Erkrankungen zu vermeiden, Menschen aus dem Krankenhaus herauszuhalten und sie ihre Krankheiten aktiv selbst zu managen zu lassen.
So wird im deutschsprachigen Bereich und im Kontext von Orbis und DeepUnity in Q2 2022 sowohl das Produkt Patient XCare Suite eingeführt, als auch die Erweiterung des Portfolios für Entlassmanagement mit Care-Bridge erreicht, welches vollumfänglich auf die Einbeziehung des aktiven Patienten setzt.
Weiterhin hat Dedalus viele Projekte mit regionalen Gesundheitsorganisationen. In der Region Puglia (fünf Millionen Einwohner) in Italien werden alle chronisch Erkrankten in ein komplett vernetztes, cloudbasiertes System inklusive aller Aspekte von HomeCare eingebunden, die ein enges Abstimmen zwischen allen Beteiligten ermöglicht. In der Region um Bologna (Italien) werden zwei Millionen Menschen nahtlos durch ein integriertes, app- und cloubasiertes Tool dahin unterstützt, komplizierte vor- und nachstationäre Behandlungsaspekte zwischen Krankenhäusern, Pflege- und Sozialdienstleistern aktiv zu beeinflussen.
Im England hat der North Staffordshire Combined Healthcare NHS Trust eine neue Plattform von Dedalus für die Einbindung und Überweisung von jungen Menschen in die psychische Gesundheitsversorgung eingeführt, um den Zugang und das aktive Mitgestalten der Bedürfnisse von Schülern, Lehrern, Eltern und Pflegepersonal zu ermöglichen.