Richtung Wolke 6

Will man ein Krankenhaus flächendeckend digitalisieren, ist die Intensivstation ein neuralgischer Punkt – hier fällt eine irrsinnige Datenmenge an. Der Klinikverbund Südwest ist auf dem besten Wege, das zu schaffen, und sich dem EMRAM-Level 6 anzunähern.

Das Ziel des Klinikverbundes Südwest (KVSW) ist die digitale Patientenakte, der Weg bestand lange aus unterschiedlichen parallelen und punktuellen Digitalisierungsprojekten. „2016 haben wir dann gemerkt, dass wir so nicht weiterkommen, und deshalb im Jahr darauf eine umfassende Digitalisierungsstrategie verabschiedet“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer Martin Loydl. Das ist um so wichtiger, da an allen Standorten des Verbundes zeitgleich umfangreiche bauliche und technische Modernisierungsmaßnahmen über einen Zeitraum von knapp zehn Jahren laufen. In diesem Zuge werden auch die Standorte Böblingen und Sindelfingen im neuen Flugfeldklinikum zusammengeführt. 

„Dort entsteht dann ein Haus mit 700 Betten, das das modernste Klinikum derzeit werden soll. Wir werden 2025 umziehen, und zwar ohne Papier, in eine komplett digitalisierte Welt. Momentan haben wir nach EMRAM einen Digitalisierungsgrad von 3 bis 4 – je nach Fachbereich. Binnen zwei Jahren wollen wir den durchgehend auf 5 heben, im nächsten Schritt dann auf 6“, formuliert Loydl die ehrgeizigen Ziele.

Zentraler Baustein der Digitalisierungsstrategie ist ein holistischer Systemansatz – vorausgesetzt die Funktionalitäten stimmen. Damit will der Verbund eine hohe Datenverfügbarkeit und eine möglichst große Durchgängigkeit in den IT-Anwendungen sicherstellen. Hans-Ulrich Graf, Bereichsleiter Medizin- & Informationstechnik, denkt da schon einen Schritt weiter: „Mit dem zentralen Datenpool versprechen wir uns einen effektiven Einsatz von Systemen Künstlicher Intelligenz. Dass wir keine Schnittstellen überwinden müssen, gereicht uns da zum Vorteil.“

Derweil schreitet die Digitalisierung in den Einrichtungen voran. Die elektronische Patientenakte inklusive Fieberkurve, Pflegeplanung und Medikation befindet sich im Roll-out und in Böblingen hat mit der Implementierung des ORBIS ICU-Managers auch für die Intensivstation das digitale Zeitalter begonnen. In zwei Jahren sollen alle Module flächendeckend eingesetzt werden. Dr. Andreas Ostermeier, Chefarzt des Zentrums für Anästhesie und Intensivmedizin, hat den holistischen Ansatz dabei nicht nur mitgetragen, sondern aus Überzeugung eingefordert: „In der Vergangenheit hat sich immer wieder gezeigt, dass Schnittstellen mehr Probleme schaffen als lösen. Für mich ist der nahtlose Daten- und Informationsfluss der entscheidende Faktor, nicht einzelne Funktionalitäten.“

Integriert, keine Insel

Der Klinikverbund Südwest hat 2020 ein integratives System für die Intensivstation mit einem Anästhesie- und einem Medikationsmodul ausgeschrieben, landläufig als Patientendatenmanagementsystem (PDMS) bekannt. Die Betonung lag auf „integrativ“, da beispielsweise Medikationsanordnungen vom Schockraum über den OP auf die Intensivstation durchgereicht werden müssen. „Uns war wichtig, auf der ITS keine Insel zu errichten, sondern integraler Bestandteil der klinikweiten Kommunikation zu sein“, stellt Dr. Sven Cluss, leitender Oberarzt im Zentrum für Anästhesie und Intensivmedizin, klar. Um das zu gewährleisten, waren Fragen der Schnittstellen, auch der internen zu den anderen Stationen und Funktionsbereichen, in der Ausschreibung elementar. „Referenzhausbesuche haben gezeigt, dass dies zwischen Fremdsystemen schwer zu realisieren ist. Zudem sind Schnittstellen auch monetär immer recht aufwendig“, sagt Graf. Auch deshalb fiel die Entscheidung letztendlich für das System von Dedalus HealthCare.

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